Meadow - Natur, frische Luft und ein Brettspiel (2024)

Meadow - Natur, frische Luft und ein Brettspiel (1)

„Echter Pfifferling – Cantharellus cibarius – Da sie extrem widerstandsfähig gegen Insektenbefall sind, sind Echte Pfifferlinge von Natur aus koschere Pilze (und dürfen somit in der traditionellen jüdischen Küche verwendet werden).“ Quelle: Meadow-Kartenverzeichnis

Achja, verdammt lecker sind frisch gesammelte Pfifferlinge auch. – Jan, passionierter Pfifferlings-Jäger

Es war nur eine Frage der Zeit bis, immer mehr Brettspiele mit Natur-Thema auf der Bildfläche erscheinen. Mit Wingspan bzw. Flügelschlag wurde dieses Thema populär, allerdings macht ein Natur-Thema noch nicht unbedingt ein gutes Spiel aus. Nun versucht sich der polnische Verlag rebel.Studio, welcher zur Asmodee Gruppe gehört, mit Meadow an diesem Thema. Auf den ersten Blick scheint es, als ob die polnischen Designer ihre Hausaufgaben gemacht haben, denn schon die Illustration fängt einen ein und der Duft nach Wald scheint einem sofort in die Nase zu steigen. Doch kann Meadow außer hübschen Illustrationen auch spielerisch überzeugen?

Viel Spaß beim Lesen!

Ein Waldspaziergang mit Meadow

Das Erste was bei Meadow ins Auge fällt, sind die Illustrationen. Wunderschön gezeichnete Tiere, Pflanzen und Landschaften sind auf den zahlreichen verschiedenen Karten abgebildet. Und dabei handelt es sich um viele Pflanzen und Tiere, die ich auch schon auf dem ein oder anderen Waldspaziergang beobachten konnte. Das perfekte Brettspiel für mich, denn ich mag die Natur und genieße es durch den Wald zu streifen und mich einfach an der Natur zu erfreuen.

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Aber schöne Zeichnung machen noch lange kein gutes Brettspiel aus. Doch Meadow ist einfach ein schönes Brettspiel. Ein schönes Wohlfühl-Brettspiel. Klar, die Mechanik ist recht simpel. Aus der offenen Kartenauslage kann ich mir eine Karte aussuchen und danach eine Karte ausspielen. Natürlich kann ich nicht jede Karte einfach so ausspielen, denn die Karte hat unter Umständen besondere Voraussetzungen, die ich erfüllen muss. Und je mehr Karten ich ausspiele, desto mehr Punkte kann ich am Ende einheimsen.

Meadow nimmt allerdings dieses leichte Spielprinzip und packt noch das ein oder andere kleine Element dazu. So kann ich in jeder Runde entscheiden, ob ich denn nun wirklich eine Karte auf die Hand nehmen möchte oder ob ich stattdessen eine der vier anderen Sonderaktionen mache. Diese kann ich nutzen, um so mehr Karten auf die Hand zu bekommen oder mehrere Karten auszuspielen. Allerdings – und das ist sehr positiv – werden dadurch keine gigantischen Kettenreaktionen ausgelöst. Selbst die Sonderaktionen fühlen sich leicht und fluffig an und bremsen den Spielfluss in keiner Weise.

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Thematik Pur

Aber Mechanik hin oder her, der wahre große Pluspunkt bei Meadow liegt in seiner Thematik. Denn die erwähnten Karten mit ihren Voraussetzungen bauen sehr schön aufeinander auf. Ein kleines Beispiel dazu: Bevor ich einen Wolf in meinem Wald ausspielen kann, braucht es erst einmal genug Nahrungsquellen für den Wolf. Und ein Wolf wohnt auch nicht im Sumpf oder auf den freien Wiesen, sondern er möchte große Wälder. Ihr ahnt es schon, genau das muss ich eben besitzen. Spiele ich dann endlich meinen Wolf aus, besetzt er seine ökologische Nische und blockiert dadurch vielleicht den Platz für andere Tiere bzw. Karten, die ich noch ausspielen möchte.

Ihr seht, einen Wolf zu besitzen, braucht schon einiges an Aufwand. Natürlich, solch eine Karte findet sich dann auch bei Meadow erst im späteren Spielverlauf. Bis dahin hab ich genug Zeit, erst einmal einen gesunden Wald mit genug Lebensraum zu schaffen. Und das ist es, was mir sehr gefällt.

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In Meadow werden Karten nicht einfach ausgespielt, damit sie ausgespielt werden. Sondern sie fügen sich in das thematische Setting ein und runden das Brettspiel wunderbar ab. Vogel frisst Raupen und Raupen brauchen Pilze oder Pflanzen, um zu gedeihen. So zeigt uns Meadow auf eine spielerische Art und Weise, wie die Natur vor der Haustür funktioniert. Ich merke der Thematik und dem Spielgefühl an, mit wie viel Liebe zum Detail, das Brettspiel entstanden ist.

Noch einmal zurück zur Mechanik

Bevor ich noch weiter in die Schwärmerei verfalle, will ich noch einmal kurz ein paar Worte über die pure trockene Mechanik verlieren. Da ist das Auswählen der Karten. Pro Runde habe ich 4 Aktionen zur Verfügung. Dabei hat jede Aktion eine gewisse Wertigkeit. Nun kommt der Kniff: Da die Karten-Auslage ein 4 mal 4 großes Quadrat ist, muss ich genau überlegen, welche Karte ich möchte und welchen Aktionschip ich dazu wähle.

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Möchte ich also die erste Karte einer Reihe, muss ich den Aktionschip mit der eins wählen. Bei der vierten Karte brauch ich demzufolge den Aktionschip mit der vier. Was jetzt relativ unspektakulär klingt, entwickelt sich im Laufe einer Partie zu einem wahren Dilemma. Denn auf einmal kommt die Karte, die ich wirklich brauche und an die diese Karte komme ich nur, wenn ich meinen dreier Chip einsetze. Dumm nur, dass dieser Chip schon in einer früheren Aktion eingesetzt wurde. Und da meine Mitspieler am Tisch ja auch ihre Chips eingesetzt haben, blockieren sie genau die Orte, die für meine noch verbleibenden Chips gepasst hätten.

So liefert Meadow dann doch eine Komplexität, die es am Anfang durch seine Illustrationen recht gut verschleiern konnte.

Meadow und der Zufall

Allerdings sind die Karten zugleich die große Stärke von Meadow und auch seine größte Schwäche. Denn in manchen Partien fehlen mir einfach die richtigen Karten. So habe ich zwar die ganze Hand voll mit Karten, die ich liebend gerne ausspielen möchte, doch es fehlen mir die richtigen Karten in meinem Wald. Manchmal ist es eben der Käfer der fehlt oder statt nur einem Baum braucht es eben noch einen weiteren Baum in meinem Wäldchen. Oder wenn ich an die traurige Partie zurückdenke, wo ich verzweifelt auf einen Pilz gewartet habe. Dann kann die Spiellust schnell in Spielfrust umschwenken und dann fühlte ich mich auch schon vom Spiel gespielt.

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Dafür habe ich aber auch schon Partien erlebt, wo ich keine Probleme hatte und eine Karte nach der anderen ausspielen konnte. Dafür lief es bei meinen Mitspielern aber eben überhaupt nicht und sie warten sehnsüchtig auf die richtige Karte. Und klar, gemein wie ich bin, habe ich ihnen dann auch genau die Karte vor der Nase weggeschnappt, die sie brauchten.

Und genau durch diesen Zufall, kommt es auch vor, dass die großen Aufgaben schneller erledigt werden können. Die großen Aufgaben sind zufällige Sets, die ihr sammeln könnt. So werden am Anfang zufällig Symbolplättchen nebeneinander ausgelegt. Habt ihr nun exakt ein solches Pärchen an Symbolen in eurem Wald, könnt ihr euch das Ziel bzw. die Aufgabe schnappen. Das gibt euch dann am Ende noch einmal ordentliche Zusatz-Punkte. Aber wie zuvor erwähnt, auch hier ist der Zufall König, so kann ich Karten auf der Hand haben, die gar nicht passen.

Mein Gegenüber kann vielleicht schon recht schnell eine solche Aufgabe erledigen, weil er oder sie die richtigen Karten schon von Anfang an auf der Hand hatte. Und das ist dann natürlich auch frustrierend. Oder ich baue langsam die entsprechenden Sets auf und kurz bevor ich es erledigen kann, wird es mir auf der Nase weggeschnappt.

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Der fröhliche Meadow Spaziergang

Dem ein oder anderen mag es vielleicht schon aufgefallen sein: Ich mag Meadow einfach. Der recht simple Mechanismus gepaart mit den Illustrationen hat dennoch genug Tiefe. Dazu kommt noch die thematische Einbindung, die Meadow für mich zu einem rundum gelungen Brettspiel macht. Klar, es hat natürlich ein paar Ecken. Aber diese Ecken sind in meinen Augen vertretbar und selbst ein Flügelschlag hatte seine Probleme mit der Zufälligkeit und wurde dennoch ausgezeichnet.

Für mich ist Meadow zudem greifbarer als das Brettspiel mit den Vögeln und der Aufbau der Nahrungskette ist thematischer, als bei anderen Vertretern der Natur-Brettspiele. Dazu kommen noch die kleinen Umschläge, die sich in der Packung befinden. Denn diese Umschläge dürftet ihr erst öffnen, wenn ihr die Aufgaben im realen Leben erledigt habt. So dürft ihr Umschlag W erst öffnen, wenn ihr beim Spazierengehen ein wildes Tier seht.

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Auch wenn diese Umschläge nichts am Grundprinzip von Meadow ändern, finde ich die Idee einfach schön. Ein Brettspiel, das uns damit belohnt, wenn wir es eben nicht spielen, sondern das machen, was das Spiel von uns möchte: Rausgehen und die Natur genießen. Dazu kommt dann auch noch ein Naturtagebuch, in dem ihr notieren könnt, wann ihr ein Tier oder eine Pflanze in Live und in Farbe gesehen habt. Also selbst ein kleiner Legacy-Mechanismus befindet sich im Brettspiel.

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Und klar, es bildet natürlich auch und somit erfüllt Meadow gleich noch einen Bildungsauftrag, oObwohl, dass wahrscheinlich nicht im Vordergrund stand, als das Brettspiel entwickelt wurde. Aber wie ich auch schon weiter oben erwähnte, ich merke Meadow einfach an, dass es mit Liebe zum Detail entwickelt wurde.

Weiterhin möchte ich auch explizit das Regelwerk erwähnen. Ich habe ja meine Probleme mit Spielanleitungen, die von polnischen Verlagen kommen. Diese erklären zwar immer das Spiel, aber wenn man schnell mal etwas nachschauen möchte und eine Regel geklärt haben möchte, lassen diese einen des Öfteren im Regen stehen. Auch hier bildet Meadow eine positive Ausnahme. Das Erarbeiten der Regeln und der Aufbau des Regelwerkes sind einfach nur gut gelungen.

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Ich könnte jetzt sagen, ich hoffe, dass es dazu noch eine Erweiterung geben wird. Aber irgendwie kommt jetzt gerade die Sonne durch und eigentlich möchte ich jetzt lieber durch den Pfälzerwald wandern gehen. Und mal ganz unter uns, im Pfälzerwald gibt es den Cantharellus cibarius und sogar so, dass ihr ihn vom Weg aus pflücken könntet.

Euer Rating zu Meadow

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Meadow ist auf Deutsch beim Asmodee erschienen.

Ark Nova (2021)

Meadow - Natur, frische Luft und ein Brettspiel (12)

Spieler:

1 - 4

Dauer:

90 - 150 Min

Alter:

14+

BGG Rating:

8.54

Verlag:

Feuerland Spiele

BGG:

Für die Review stand uns ein kostenfreies Review-Exemplar zur Verfügung.

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Author: Otha Schamberger

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